No. 6 - Kind sein. Ich erinnere mich!

"Manche Menschen haben vergessen, dass sie klein waren." Damit es dir nicht auch mal so ergeht, musst du dich erinnern. Auf Seite 45 gibt es eine "Ich erinnere mich" - Aufgabe. Ich hab' ein paar Tage darüber nachgedacht, es dauerte tatsächlich ein wenig, bis ich mich an besondere Situationen erinnerte... aber jetzt bin ich ganz zufrieden mit meinen Erinnerungen und dem wieder gefundenen Kind. Ein paar Fotoalben wurden auch entstaubt. Danke, Susanne!!

***

1. Ich erinnere mich an wilde Spiele zwischen den Häusern. Mit vielen Kindern, die man nicht erst anrufen musste. Die waren einfach da, darauf konnte ich mich verlassen.

2. Ich erinnere mich an Wellblechgaragen. An Baustellen, die nach Aufbruch rochen. An Kohleeimer, die ich aus dem gruseligen Keller schleppen musste. Dann nicht mehr. Denn eine dieser Baustellen war eine Zentralheizung. Da gab es dann Löcher in der Zimmerdecke für die Rohre, durch die man den anderen Familien im Mietshaus streiten oder lachen und die Väter samstags "Tooooooooor!" rufen hören konnte.

3. Ich erinnere mich an dunkle Heimwege, die man mir zutraute.

4. Ich erinnere mich an Schlittenfahren, umherstreifen, gemeinsame Schulwege.

5. Ich erinnere mich an Bahnfahrten, auch lange, auf weinroten oder grünen Kunstledersitzen.

6. Ich erinnere mich an ein gelbes Kleid, das ich hasste. Und Otto - Kataloge, aus denen grundsätzlich gekauft wurde.

7. Ich erinnere mich an Opa mit seinem Schneewalzer auf dem Plattenspieler und der Camel - Packung in der Kippe. Klein und schwarzhaarig und mit Malzbier für mich bei jedem Besuch, das ich heute noch gern trinke.

8. Ich erinnere mich an meine ausgedachte Freundin, die sogar einen Steckbrief in mein Steckbriefbuch geschrieben hat. Nur sie hat mich damals wirklich verstanden.

9. Ich erinnere mich an Geburtstage, die nicht meine waren, denn es war immer auch der Geburtstag meiner Oma, die wohl wichtiger zu sein schien als ich. Ich erinnere mich, dass ich erst mit 12 endlich einen eigenen Kindergeburtstag bekam.



10. Ich erinnere mich an flirrende heiße Luft im Sommer, als ich 8 war. Ich erinnere mich an das Gefühl, eins mit der Hitze zu sein.

11. Ich erinnere mich an gebotene lange Spaziergänge an Sonntagen. Ich konnte der Landschaft nichts abgewinnen und fand alles langweilig (bis auf Berge und Gewitter). Schade, dass ich damals die Freude meines Vaters am Wandern nicht nachvollziehen konnte. Heute kann ich es und bringe die Erinnerung in die Gegenwart. Dann ist mein Papa manchmal mit mir im Wald unterwegs.



12. Ich erinnere mich und finde das Kind in mir.

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